Freitag, 2. Oktober 2009
Ich habe C. vor gut zwölf Jahren kennengelernt. Da war er, was das Netz angeht, weit vorn. Vieles von dem, was er damals in der kleinen Firma verwirklicht hat, habe ich viel später als dernier cri auf anderen Seiten gesehen. Manches findet man heute noch im world wide web, und es wirkt nicht mal angestaubt. Später machte C. sich selbständig; internetaffin ist er natürlich geblieben. Es wundert mich nicht, daß er sich für die Piratenpartei engagiert hat.

C. erzählt vom Wahlkampf am Stand in der Fußgängerzone. Vom Ömchen, das sich über Programm und Ziele der Piraten informiert. Und dann sagt: Das klingt ja alles eigentlich sehr vernünftig. Um dann hinzuzufügen: Aber was Sie da in Somalia machen, finde ich nicht in Ordnung.

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Montag, 7. September 2009
Torwort
Noch ist die wunderbare WDR5-Sendung vom 24. Mai hier zu finden. 25 Minuten O-Ton Willi „Ente“ Lippens, die einem Fußballfan die Tränen in die Augen treiben können wegen der guten alten Zeit, Sie wissen schon. Warum er damals nicht zu Schalke gegangen ist? „Dem Fan, der jahrelang hinter dir herläuft, dem kannste doch nicht den Tomahawk in den Rücken hauen. Da kann man doch mal auf 100.000 verzichten.“

Willi Lippens ist einer der Gründe, weshalb ich in drei Wochen dringend da hinmuß:

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Sonntag, 14. Juni 2009
Daß es sich bei dieser Zeile aus dem allsonntäglichen Gebet um einen Mondegreen handelte, so berichtet S., habe er erst sehr spät, nämlich in bereits jugendlichem Alter bemerkt. Das volkstheologische Konzept, das er sich um diesen merkwürdigen Satz gebastelt hatte, ist aber auch schlagend. Ausgehend von der Annahme, daß Gott allmächtig ist, sei festzustellen, daß dieser die Welt habe erschaffen können, wie es ihm in den Kram paßt. Hätte er also den Menschen als reines, schuldloses Wesen geformt, d. h. ein klein wenig besser nach seinem Bilde als wir de facto sind, wäre alles gut bis ans Ende der Zeiten. Da wir aber nun mal, und insofern geht die kindliche s.sche Exegese mit der Lehre der einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche konform, mit dem Makel der Erbsünde behaftet sind, weshalb ja auch der Erlöser am Kreuz für uns usw. usf., müsse man mithin konstatieren, daß ER diesbezüglich ziemlichen Mist gebaut habe. Als guter Christ reiche man aber dem Schöpfer jederzeit die Hand und verzeihe ihm diesen Lapsus. Und deshalb war es für S. ganz normal, IHM im Vaterunser mit den Worten „wie auch wir vergeben unsre Schuld dir gern“ die Absolution zu erteilen.

(Ich plädiere übrigens für Wumbaba als deutsche Übersetzung von „Mondegreen“. Maskulin. Plural Wumbabas.)

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Samstag, 6. September 2008
Wochenende
Ich gehe gern zum Zeitungsmännchen. Weil dann ist meistens Freitagnachmittag oder der Morgen des Samstags, jedenfalls Wochenende. Dann stelle ich mein Fahrrad vor dem Laden ab, ohne es abzuschließen, denn ich muß mir keine Sorgen darum machen, das Zeitungsmännchen hat mich ja bereits gesehen und seine Augen überwachen das Rad, kein Dieb hätte eine Chance, es unbemerkt zu entwenden, und er greift, noch bevor ich im Laden bin, ins Regal zum Tabak, den er nur für mich bestellt hat, er kennt mich, ich komme schon lange freitagnachmittags oder samstagmorgens zu ihm, wenn Wochenende ist, und er hat keinen anderen Kunden, der meinen Tabak raucht, und ich trete ein und er begrüßt mich mit Guten Tag der Herr. Und er hat die Sorte Blättchen schon dazugelegt, von denen er weiß, daß ich sie bevorzuge, ich habe die Blättchen schon dazugelegt der Herr, sagt er, und dann nehme ich mir immer die Zeit und manchmal die Süddeutsche aus dem Regal, gehe, wenn es mich überkommt, zur Lottotheke und spiele die zwei Reihen, die mein Vater schon vierzig Jahre gespielt hat und nichts gewonnen, meine Zahlen kommen ja sowieso nie, sage ich, und er sagt, man steckt ja nicht drin, der Herr, und dann sage ich vielleicht, noch eine Gitanes ohne bitte, die gönne ich mir zur Feier des Tages, und er lächelt und sagt, muß auch mal sein, der Herr.

Dann zahle ich meine Zeit und meinen Tabak und manchmal meine Gitanes und den Lottoschein und die Süddeutsche, und er sagt, auf Wiedersehen der Herr, ein schönes Wochenende der Herr, Ihrem Fahrrad ist nichts geschehen der Herr.

Heute habe ich das Zeitungsmännchen gefragt, ob es möglich ist, mir eine Ausgabe der Zeit nachzubestellen, die ich verpaßt habe, weil ich in Urlaub war. Natürlich der Herr, sagte das Zeitungsmännchen, das ist kein Problem der Herr, es kann allerdings etwas dauern der Herr. Das macht nichts, sagte ich, es ist mir gleich, wann ich die Zeit lese, nur daß ich sie lese ist mir wichtig, und er nahm ein Zettelblöckchen und schrieb meinen Wunsch auf, fügte das Datum hinzu, dann zögerte er. Für wen der Herr darf ich das aufschreiben, fragte er, und ich sagte meinen Namen. Das ist kein Problem Herr Schandhase, es kann aber etwas dauern Herr Schandhase, ich tue, was ich kann Herr Schandhase, Sie wissen ja, die Verlage Herr Schandhase, man steckt ja nicht drin Herr Schandhase. Auf Wiedersehen Herr Schandhase, ein schönes Wochenende Herr Schandhase, und Ihr Fahrrad ist unversehrt Herr Schandhase.

Ich brauche ein neues Zeitungsmännchen.

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