Angenommen, man ist ein in der Krise steckender Mittvierziger und wohnt in Aachen. Dann ist es sehr empfehlenswert, einen sonnigen Mainachmittag in Burtscheids Fußgängerzone zu verbringen, etwa an einem Außentisch der Konditorei Lammerskötter. Nicht nur, dass die das Stadtviertelbild prägenden Siechen und Gebeugten dafür sorgen, dass sich all die vermaledeiten Zipper wieder zu Zipperleins rückbilden und einem das Gefühl vermitteln, so pausbäckig gesund wie das Kind auf der Zwiebacktüte zu sein, nein auch die Kuchenverkäuferin spricht einen mit dem nicht mehr erwarteten Was-darf-es-denn-sein-junger-Mann an. Und wenn man anschließend rüber zum Jakobshof geht, um Gerd Köster nebst Frank Hocker und den in allen Ankündigungen sträflich vernachlässigten Helmut Krumminga dabei zuzusehen, wie sie einen Saal im Handstreich nehmen, kann man ohne Unfug und -recht von einem gelungenen Tag sprechen, mag da auch der Veranstalter himself an der Kasse sitzen und ob der freien Sitzplätze ein Gesicht machen, als sei er noch nie an einem sonnigen Mainachmittag in Burtscheid gewesen. Köstern und Hockern gelingt es jedenfalls wie schon zu Zeiten von Piano has been Drinking zuverlässig, mit den bewährten Schleimtsunamis („schön, mal wieder in einer Bundesligastadt zu spielen“ – Anm. d. Red.: Jedrisse, Baby!) und feinsinnigen Beobachtungen der Szenarien in den angesagten therapeutischen Instituten Kölns wie Päffgen oder Früh dem Konzertbesucher deutlich zu machen, dass er in der falschen Stadt wohnt. Und Gitarre spielen können die! Und der Köster sieht aber auch gut aus! Obwohl, jünger sin die och nit jewoode.

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