Dienstag, 6. Januar 2009
Möglicherweise begab es sich vor ungefähr fünftausend Jahren in der Gegend von Uruk am Euphrat*, ca. 300 km südlich von Bagdad, daß ein Kaufmann die Eingebung hatte, vielleicht zum Zwecke der Beweiserhebung, jedenfalls wohl zur Speicherung von Wissen das aufzuzeichnen, was er an Kamelen und Ziegen so den lieben langen Tag verkauft hatte. Er benutzte dazu eine Tontafel, in die er Bilder, (von ihm allerdings eher noch nicht) sog. Piktogramme, ritzte. Der Kaufmann gewann dadurch ein größeres Quantum freier Zeit, die er in feierabendliche Orgien gut anzulegen wußte, denn ihm genügte ein Blick auf seine Listen, um jederzeit darüber informiert zu sein, wieviel Stück Vieh er sein Eigen nennen durfte, alldieweil seine Händlerkollegen den ganzen Abend am Pferch sitzen und mühselig immer wieder nachzählen mußten. Es nimmt daher nicht wunder, daß die neue Technik sich ziemlich schnell in der Gegend herumsprach, und seither haben wir die beiden Salate, die wir a. Schrift- und b. Kneipenkultur nennen.

Die Rechnungen des Kaufmanns haben die Jahrtausende überdauert. Man kann sie heute noch lesen. Und wenn die Menschheit bei dieser bewährten Technik geblieben wäre und zum Beispiel auf die Entwicklung von Thermopapier verzichtet hätte, dann würde mir die Kassiererin des Apollo-Kinos heute abend sicher geglaubt haben, daß das, was ich nach einem halben Jahr des Im-Portemonnaie-in-der-Hinterntasche-mit-mir-Rumtragens zückte und ihr vorlegte, um kostenlos endlich an mein Quantum Trost zu kommen, eine Freikarte ist.





*So ganz genau kann man das natürlich eigentlich nicht sagen.
Fundiertes findet sich bei Harald Haarmann.

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